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Geschichte der Marienkirche 1710-1910

Seckbach nach der Reformation

Seckbach gehörte seit dem 14. Jahrhundert zur Grafschaft Hanau. Die Grafen von Hanau führten nach der Reformation das reformierte Bekenntnis in ihrem Herrschaftsgebiet ein. Da seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 der Landesherr über die Religion seiner Untertanen bestimmte, gehörten die Seckbacher damals dem evangelisch-reformierten Bekenntnis an. Zusammen mit mehreren anderen umliegenden Dörfern nutzten sie als Gotteshaus die Bergkirche, die auf der höchsten Erhebung zwischen Seckbach und Bergen auf dem sog. Kirchberg stand. 1642 war die reformiert gesinnte Linie der Hanauer Grafen ausgestorben. Die Nachfolger gehörten der lutherischen Glaubensrichtung an. Nach längeren Auseinandersetzungen bekamen die Lutheraner die Erlaubnis der Religionsausübung nach ihrer Weise. Ab 1670 formierte sich die evangelisch-lutherische Gemeinde in Seckbach. In Ermanglung einer eigenen Kirche wurden die Gottesdienste einige Jahre im 1542 erbauten Rathaus gefeiert, später dann in der sog. Herrschaftlichen Weinkelter (heute Wilhelmshöher Straße 158). Die Räumlichkeiten reichten bald nicht mehr für die ständig wachsende Gemeinde. 1707 erhielt die lutherische Gemeinde vom Hanauer Grafen die Erlaubnis zum Bau einer Kirche.

 

Eine neue Kirche entsteht in Seckbach

In zweieinhalbjähriger Bauzeit, von 1708 bis 1710, wurde die Marienkirche im Stil des mainfränkischen Bauernbarocks errichtet. Die Kalkbruchsteine der Fassaden wurden im „Berkersheimerfelde“ gebrochen, nahe des damals noch weiter reichenden Vilbeler Waldes. Die großen Basaltsteine an den Ecken des Turms stammten aus einem Bockenheimer Steinbruch, die roten Sandsteine aus Heidenfeld bei Aschaffenburg. Die Eichen für das Turmgebälk wurden im Babenhäuser Wald gefällt, auf dem Main per Schiff nach Fechenheim gebracht und von dort von den Seckbacher Bauern spät abends nach getaner Arbeit nach Seckbach gefahren.

Die auffälligsten Unterschiede der originalen Marienkirche im Vergleich zur heutigen Gestalt findet man in der Form des Turms und im Innenraum. Der ursprüngliche Turm hatte eine dreistufige Haube. Im Inneren der Kirche waren an den Längsseiten durchgehende Emporen angebracht. Im Altarraum stand ein geschnitzter Barockaltar mit integrierter Kanzel, darüber ragte das Gehäuse der Orgel. An der Decke waren alle Füllungen bemalt, ebenso wie die Brüstungen der Emporen, die biblische Darstellungen zeigten. An der turmseitigen Decke befand sich eine Darstellung der Hölle, über der Kanzel eine des Himmels. In späteren Zeiten wurden alle Bilder mehrfach überstrichen.

Die Marienkirche konnte fast schuldenfrei errichtet werden. Die Seckbacher (damals etwa 130 Familien) hatten aus eigenen Mitteln einen Kirchenbaufonds eingerichtet. Die Gemeinde hatte auch die Erlaubnis erhalten, in auswärtigen Gemeinden Kollekten zu sammeln. Der Graf von Hanau beteiligte sich mit einer Geldspende und drei Stamm Eichenholz.

Am 7. September 1710 wurde die Kirche festlich eingeweiht. Es war der 12. Sonntag nach Trinitatis, ein Tag vor Mariä Geburt. Aus diesem Anlass erhielt die Kirche den Namen Marienkirche.

 

Zwei evangelische Kirchen in Seckbach

Für mehr als 100 Jahre existierten in Seckbach nebeneinander zwei evangelische Gemeinden, die reformierte, die 1764 mit der Peterskirche ein eigenes Gotteshaus bekam, und die lutherische mit der Marienkirche. Zwischen beiden Gemeinden gab es häufige Streitigkeiten, besonders an Kirchweihfesten kam es auch zu Handgreiflichkeiten. Im Jahr 1818 wurde in der „Hanauer Union“ die konfessionelle Spaltung beendet. Die beiden protestantischen Konfessionen schlossen sich zusammen. In Seckbach wurde die größere und schönere Marienkirche zum Gotteshaus der vereinigten Gemeinde.

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